Wie Meinungen wunderbar unter der Tastatur versteckt werden können und was das mit Oxytocin und Dopamin zu tun hat…

Um es direkt vorwegzunehmen: Wir sind keine Wissenschaftler und wollen Ihnen jetzt nicht die chemischen Zusammenhänge von Hormonen „aufdröseln“. Aber wir wissen, dass das Beziehungshormon Oxytocin und das Motivationshormon Dopamin für die Zusammenarbeit und den Spirit von Teams sehr wichtig sind. Oxytocin wird ausgeschüttet, wenn wir mit Menschen in einem Raum sind, die wir „einigermaßen“ oder sehr gut leiden können. Und die Dopamin-Dosis gibt es, wenn Teams für einen Erfolg belohnt werden.  

Nun gut. Aber was, wenn diese Hormon-Ausschüttungen in Zeiten von Home Office, virtuellen Team-Workshops und „Massen-Zoom-Meetings“ nur noch deutlich reduziert stattfinden? Wie können vor allem Führungskräfte die Beziehungen der Teammitglieder aktiv gestalten, wenn man sich nicht mehr physisch im Büro trifft?  

Uta Pook, eine unserer sehr erfahrenen Change Beraterinnen, hat sich in Zeiten von Corona intensiv damit beschäftigt, wie Menschen und Teams auch virtuell die Impulse bekommen, die für stabile Beziehungen und gute Zusammenarbeit wichtig sind.  

Sie hat dazu fünf „Pain Points“ beobachtet und liefert uns (wie praktisch!), gleich ihre Tipps mit, wie v.a. Führungskräfte diese angehen können. 

  1. Wenn sich ein Team nur noch online sieht und hört, sinken sehr häufig Team-Spirit und Vertrauen (so hat Uta es beobachtet, da kommt jetzt keine Statistik hinterher).

    Uta empfiehlt deshalb, neben den Sachthemen des Teams bewusst Raum für die emotionale Ebene einzuplanen und Gemeinsamkeit auch remote herzustellen. Das geht gut über kleine Übungen zu Beginn eines virtuellen Meetings wie z.B. „Was ist mein Motto des Tages?“ oder „“Welchen Song höre ich aktuell, um mich gut zu fühlen?“. Das Erstellen einer Playlist klingt vielleicht nach „Teenie-Kram“, ist aber in der Tat eine wirksame Übung, um das Team zusammenzuhalten.
    Zudem sagt Uta: Kamera an! Zumindest zu Beginn sollte jeder – wenn technisch möglich – per Kamera sichtbar sein und einen kurzen persönlichen Beitrag leisten. Denn jeder Mensch hat das Grundbedürfnis, gesehen und wahrgenommen zu werden.  Die Gefahr, dass jemand „abgehängt“ wird, sinkt wenn jeder aktiv sein Stimmungsbild liefert.  

  1. Wenn das Team hauptsächlich online zusammenkommt, kann sich ein Einzelner leichter „ausklinken“, i.e. parallel Emails bearbeiten, anderweitig chatten etc. Die Effektivität von Meetings leidet und schleichend gehen gemeinsamer Nenner und Zielfokus verloren. 

    Hier ist die Führungskraft remote noch stärker gefordert, das Team je nach Teamreife und -kultur in die Gestaltung des Meetings einzubinden. Dabei helfen „Aktivierungsübungen“, um von einem Zustand, in dem lediglich Namen sichtbar sind, zu einem engagierten Austausch zu kommen, der Spaß macht. Also: stellen Sie außergewöhnliche Fragen, die ggf. nicht direkt zum Thema gehören, aber Interesse wecken, holen Sie aktiv Rückmeldungen und Ideen ein und lassen Sie das Team gemeinsam kreative Lösungen gestalten (z.B. durch in die Kamera gehaltene Gegenstände, die Vorschläge symbolisieren etc.). Schnapsidee, denken vielleicht einige von Ihnen, aber Uta hat damit schon viele „remote Teams“ beleben können und den ein oder anderen Hormon-Schub ausgelöst, der gut tat.

  1. Virtuell kann man wunderbar Konflikte unter die Tastatur schieben. Denn wenn man die „Streithähne“ X und Y nie mehr am Kaffee-Automaten oder im „Monday Morning Meeting“ erlebt, erkennt man als Führungskraft vielleicht nicht, dass die beiden ein zunehmendes Problem miteinander haben, was am Ende dem ganzen Team schadet.

    Deshalb macht es durchaus Sinn, als Führungskraft z.B. ganz offen in die Runde zu fragen: „Welcher Konflikt ist hier im (virtuellen) Raum, über den wir sprechen sollten?“ oder etwas subtiler “Wie hoch schätzt Ihr die Wahrscheinlichkeit, dass es in unserem Team aktuell einen Konflikt gibt?“ Je nach Teamreife werden vielleicht nicht unmittelbar in diesem Meeting schon Konflikte offen angesprochen, aber es ist wichtig, Brücken zu bauen, damit Teammitglieder (evtl. nach dem Meeting) der Führungskraft Probleme anvertrauen, die sonst unter der Tastatur weiter gereift wären und zunehmend Schaden anrichten.

  2. Viele Führungskräfte haben jahrelang Präsenzmeetings geleitet und mit Methoden und Tools vor Ort und Ritualen (Kaffeepausen, Geburtstagskuchen etc.) die Beziehungen der Teammitglieder pflegen können. Online fällt vieles weg.

    Umso wichtiger ist es also, mutig neue Techniken und Methoden, wie z.B. Mentimeter, Moodboard, virtuelle Icebreaker und gute Check-ins/Check-outs etc. auszuprobieren und zu schauen, was für das jeweilige Team gut funktioniert. 

  3. Auch vor der Pandemie hatten Führungskräfte oft die Herausforderung, mit gefühlt unterbesetzten Teams zu arbeiten oder auch neue Mitarbeiter gut ins Team zu integrieren. Durch Corona wird dieses Problem oft noch größer.

    Versuchen Sie – natürlich unter Einhaltung der Hygienekonzepte und mit dem Gespür, was für einzelne Teammitglieder gut ist – das virtuelle Arbeiten durch regelmäßige physische Treffen zu bereichern. Ganz ohne Präsenz wird es auf Dauer schwierig, die Beziehungen im Team zu pflegen. Und wenn es nicht in den Büroräumen möglich ist, dann nutzen Sie (bei gutem Wetter und ohne Lockdown-Einschränkungen natürlich) den Biergarten oder einen gemeinsamen Spaziergang, um Ihre Mitarbeiter als Menschen kennenzulernen und nicht nur als Rolleninhaber. Und vielleicht stellen Sie fest, dass diese Form des Treffens so wertvoll für Ihr Team ist, dass Sie es auch nach Corona beibehalten wollen. 

 

Und? Waren hier Ansätze dabei, die Sie vielleicht einmal mit Ihrem Team ausprobieren wollen, damit Oxytocin & Co ihr Team (wieder) stärken? Oder wünschen Sie sich noch weitere Praxisbeispiele von Uta, damit Ihre Kollegen und Teammitglieder wieder motivierter, effektiver und engagierter zusammenarbeiten? Uta freut sich sehr auf den Kontakt mit Ihnen: Uta.Pook@change-factory.de. 

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